Indien
Meine Yoga-Journey
6.4.25
Caro
Seit einer knappen Woche bin ich jetzt schon im Adhiroha-Yoga-Ashram in Rishikesh, in Nordindien an den Füßen des Himalaya und gehe den steinigen Weg mein "wahres Ich" zu finden. Nach der Yoga-Philosphie ist unser wahres Ich das Göttliche in uns- da wir alle aus dem Göttlichen entstanden sind, ist in allen Lebewesen ein Teil des Göttlichen und durch diesen sind wir alle miteinander verbunden. Das ist doch ein unglaublich schöner Gedanke! Übrigens muss man kein Hindu oder Buddha sein, um das anzunehmen, die westliche (christliche) Philosophie erzählt genau das gleiche.
Um dieses Göttliche (den Sinn im Leben, unsere Bestimmung) in uns zu finden hilft der Yoga-Weg: Gut sein und gutes tun. Und damit wir dazu bereit sind, müssen wir sowohl unseren physischen Körper (durch Sport, gutes Essen, gute Pflege), unseren Verstand (positive Gedanken, gute Bildung, gute Beziehungen und Verbindung mit der Natur) und auch unsere Spiritualität (Awareness, Meditation) gut pampern. Das wird hier im Ashram wahrlich getan!
Bisher konnte ich schon einige Prozesserscheinungen feststellen, ich bin ja gespannt, welche physikalischen und emotionalen Breakdowns noch kommen. Diese sind eine völlig normale Nebenerscheinung einer solchen Umpolung der Konzentration, wie unsere Lehrer nicht müde werden zu betonen.
like a Bollywood-movie
14. April
Jetzt bin ich schon zwei Wochen hier, die Zeit vergeht im Flug. Ein Lehrer meinte, die Yoga-Ausbildung im Ashram ist wie ein Bollywood-Film: Zu Beginn alles happy, Glitzer und Tanz, am Schluss bombastisches Happyend mit noch mehr Glitzer und dazwischen kommt das ganze Drama. (oder die Langeweile, auf jedenfall bei mir, wenn ich so einen Film sehe). wir sind also gerade in der schwierigen Phase. Und natürlich kommt bei lauter Mädels auf einem Haufen auch schon mal Drama auf. Jetzt ist Disziplin gefragt. Die großen Muskel, die am Anfang steif waren, sind gelockert und gedehnt, jetzt merkt man die tiefen, kleinen Muskeln von denen man nicht einmal wusste, dass sie existieren. Dafür aber ziemlich schmerzhaft sein können.
Aber unsere Lehrer sind großartig, sie verstehen uns wirklich alle an der Stange zu halten mit täglich so viel neuem Wissen und kleinen Fortschritten in den Asanas.
Lord Sun, sei gegrüßt!
21.4.25
Ostern haben wir im Ashram auf die Yoga-Weise begangen: wir haben die Sonne, hier der Lord Sun, gepriesen. Und zwar indem wir sie 108 mal mit dem Surya Namaskar, dem Sonnengruß im Hatha-Yoga gegrüßt haben. 108 ist eine heilige Zahl. 108 Kugeln hat auch der Mala, quasi der hinduistische Rosenkranz. Die Sonne fand das scheinbar gut, denn sie hat mit ihrem breitesten Lächeln auf uns niedergeschienen und uns bei 36 Grad ganz schön ins Schwitzen gebracht. Aber der Gruppengeist und die Energie waren so stark, dass sie uns alle durchgetragen haben.
Daneben lernen wir in Anatomy und Physiologie nicht nur viel über den Körper, sondern auch, welche Schmerzen oder körperlichen Probleme man mit welchen Yoga- oder Atemübungen kurieren kann. Ein bisschen lernen wir auch über die ayurvedische Medizin. Und besonders spannend für mich, was Ernährung in unserem Körper macht und wie wir mit den richtigen Nahrungsmitteln und der richtigen Essweise diesen Prozess besser für uns nutzen.
Komplette Grundreinigung bitte!
24.4.
Sauber ist gesund und die Yogapractice nimmt sich das zu Herzen: Hier wird der Körper nicht nur aussen, sondern auch innen gründlichst gereinigt.
Zuerst haben wir unsere Nase durchgespült, das sogenannte Jal Neti. Dabei füllt man sich mit einem kleinen Fläschchen von einem Nasenloch warmes Salzwasser ein und lässt es vom anderen Nasenloch wieder rauslaufen. Und mit dem Wasser kommt alles mögliche an Staub und Rotz mit raus. Danach wird sich kräftig durchgeschneuzt. Davon werde ich glaube ich ein kleiner Fan, das hilft super die Nase und die Nebenhöhlen freizukriegen.
Stufe 2 in der Reinigung der oberen Atemwege ist das Sutra Neti, dazu braucht man eine eingeölte Gummischnur. Die steckt man sich in ein Nasenloch und arbeitet sich damit hoch, durch das Nasenbein hindurch (erste kritische Stelle, mit einiger Geduld ist das zu machen) dann schiebt man die Schnur weiter, bis sie in der Mundhöhle wieder rauskommt. Von da kann man sie mit seinen Fingern aus dem Mund ziehen und wie beim Klarinetteputzen hin und her ziehen. Bei mir war allerdings Schluss, als die Schnur in der Mundhöhle ankam und da meinen Übergebe-Reflex gekitzelt hat. Nur was für starke Nerven.
Zertifizierte Yogalehrerin, huhu!
28.4.
...in einer kleinen intimen aber sehr stimmungsvollen Zeremonie haben wir jetzt am Ende des Kurses unsere Zertifikate bekommen. 500h Yogalehrer-Ausbildung. Die letzte Woche war dann auch ereignisreich, wir haben in den Asana-Klassen an unserer Gruppe das Leiten einer Yogastunde geübt und mussten uns dazu auch stimmige Sequenzen zu bestimmten Themen oder Muskelgruppen erstellen. Eine so hilfreiche Erfahrung für später mit super unterstützendem Feedback unserer tollen Lehrer und der Gruppe. Abends, zwischen Abendessen und dem Duschspot versuchte ich für die Prüfung am Ende dann noch möglichst viel von dem schier unendlichen Wissen unserer Philosophie-und Pranayama-Lehrer zu wiederholen.
Dann war auch schon das Abschiednehmen von unseren Lehrern dran. Gerade hätte die Zeit hier noch einmal mindestens einen Monat weitergehen können. Es gibt noch so viel zu lernen! Aber egal wie lang ich in dem Ashram bleibe, das wird immer so sein. Also ist irgendwann loslassen angesagt und ab jetzt kann alles in mir nachhallen und hoffentlich irgendwann Früchte tragen.
Fazit: Mein wahres Ich und die Erleuchtung habe ich nicht gefunden;) Aber viele wertvolle Dinge und Denkperspektiven, die ich diesen Monat gelernt, mir antrainiert und mir liebgeworden sind, werde ich auf jedenfall auf den weiteren Lebenslernweg mitnehmen. Ich spüre gerade einen unglaublichen Schub auf dem Yogi-Lifestyle-Weg und eine tolle Motivation tatsächlich Yogastunden zu unterrichten, irgendwann in naher Zukunft.