Australien


Möpod, Möpod

7.12.

Julian:

- Entgegen aller Planungen und Länderlisten im Vorfeld hat es uns nun durch eine Verkettung überwiegend ökonomischer Umstände nach Melbourne verschlagen. Oder "Möpod", wie unsere chinesische Herbergsmutter es nennt. 

Nach unseren ersten drei Tagen hier stellt sich ein ganz ähnlicher Eindruck ein wie in vielen größeren Städten, die wir bisher besucht haben : die Stadt ist schön und es gibt viel zu entdecken, wie z. B. süße kleine Nebengassen und versteckte Straßenkunst. Mein persönliches Highlight: ein Brunnen, auf dem ein Junge und eine Schildkröte dargestellt sind, wie sie gerade gemeinsam das Bidet erfinden:

Die Schildkröte ist die die das Wasser speit!
Die Schildkröte ist die die das Wasser speit!
Aber die Leute hier sind, wie vielerorts, auch sehr unentspannt, überall wird man von gestressten Menschen mit Blick aufs Handy überholt. Und die wenigsten davon sind Australier, tatsächlich ist der Großteil der Leute, die wir hier treffen aus Korea und China. Deshalb gibt es hier vermutlich auch so viele "Korean BBQ" Restaurants. Aber wir haben auch schon viele Italiener gefunden mit gutem Espresso, und - Halleluja - es gibt Konditoreien mit Kuchen!

Kulturell gibt es hier natürlich auch eine Menge zu entdecken, z. B. die wunderschön gestaltete Bibliothek, viele toll designte Bahnhöfe und eine Vielzahl von Gärten und Parks, in denen man dem Stress entfliehen kann. 

Sport wird in Melbourne auch groß geschrieben - zumindest vor den Fernsehern. In den Sportsbars werden zu 90% zwei Sportarten gezeigt: Cricketspiele der Männer Australien gegen Indien und Fußballspiele der "Matildas", sprich der Damen-Nationalmannschaft. Die scheinen wohl besser zu performen als ihre männlichen Kollegen!

Zum Abschluss des Eintrags noch ein paar erste visuelle Eindrücke der Stadt:

Durchschnitt ist auch völlig ok
 
11.12.24

Caro

Schon ist unsere Woche in Melbourne wieder rum. Irgendwie hat die Stadt mich leider nicht berührt. Alles schön genug hier, aber es war keine besondere Aura zu spüren oder sowas. Die Geschäftigkeit, Multikulti, schöne Parks, etc. alles vorhanden und nice, aber irgendwie fühlt es sich an wie eine durchschnittliche Stadt mit extrem vielen Shoppingmalls. 
Vielleicht liegts aber auch daran, dass wir schon so viele Städte gesehen haben, oder gerade an einem Zeitpunkt sind, wo wir schon zu gefüllt sind mit Neuem oder ich durch meinen Schnupfen einfach zu abgestumpft war. Wie auch immer, in der Woche haben wir viel in unserem kleinen Zimmer mit der tollen Aussicht verbracht.
Highlights aus Melbourne war auf jedenfall das Moonlight Cinema im Royal Botanic Gardens. Es kam "Elf", das ist hier scheinbar "der" Weihnachtsklassiker, sehr viele hatten Elf-Shirts oder sonstigen Merch dabei und konnten alles mitsprechen. 
Die geheimen Stars des Freiluftkinos waren aber die Flughunde, die nach Sonnenuntergang zu Scharen aus den Bäumen geflogen sind.

Die Comedy-Show mit lokalen Comediens in einer kuscheligen Bar war auch witzig. Wir hatten vorher gelesen, dass Locals gerne in Comedyclubs gehen, die es da wirklich haufenweise gibt. Als die Moderatorin der Show am Anfang rumfragte, wer aus dem Publikum denn aus Melbourne ist, war  genau...niemand dabei.  
Abends sind wir gerne durch die Straßen spaziert, die Stadt versucht alles, festliche Weihnachtsstimmung zu verbreiten. In kurzer Hose und im "Sommerwonderland" fühlt sich das gerade noch etwas fremd an. Vielleicht wirds besser, wenn ich noch ein paar hundert mal Last Christmas gehört hab, das läuft hier auch in Dauerschleife...


Zwei Fellknäuel, die die Herzen im Sturm und Schlaf erobern

13.12.24

Caro

Nach unserer kleinen Pause in Melbourne, waren wir wieder bereit für die Straße - wir sind kleine Roadtrip-Freunde geworden und haben uns auch hier ein Auto geliehen, mit dem wir auf der legendärden Great Ocean Road nach Adelaide wollen. Zuerst gings aber in den Südosten auf die Phillip Island. Dort wohnt nämlich eine große Kolonie der "Kleinen Pinguine" . Die haben in den Dünen ihre Nester und nach Sonnenuntergang kommen sie nach ihrem Fischfang in kleinen Rudeln angeschwommen, lassen sich von den Wellen an den Strand treiben und watscheln dann über den Strand zu ihren Daheimgebliebenen. Das ist so ein herrliches Schauspiel, wie sie von den Wellen auf den Sand geschoben werden und sie dann kämpfen, damit sie stehen bleiben, wenn das Wasser zurückfließt. Oft werden sie von den neuen Wellen umgeschubst und von den Füßen gezogen oder wieder ins Meer mitgespült. Noch öfter bekommen die kleinen Pinguine am Sand aber kalte Füße und wollen doch wieder ins sichere Wasser zurück. Wenn einer anfängt, wieder ins Meer zurückzuwatscheln und rutscheln, folgen die anderen auch wieder hinterher. Sooo putzig! Bis sie es dann mal alle ca. 1800 in die Dünen geschaft haben, hat es etwa eine Stunde gedauert. Bilder durfte man von den Pinguins keine machen, das sind Profifotos, die zur Verfügung gestellt wurden. 

Auf der Insel hat noch ein Tier unsere Herzen erobert: der Koalabär! Hier gibts so viele Eukalyptusbäume und da wohnen die Koalas drauf. 20 Stunden am Tag schlafen die flauschigen Tiere, den Rest der Zeit essen sie oder kämmen sich. Mei, sie sehen aber echt zu kuschelig aus mit ihrem dicken Fell, wie sie in den unmöglichsten Positionen in den Ästen hängen und chillen. 
Nach den Tierhighlights waren wir heute in den Peninsula Hotsprings, das war sogar für uns alte Thermenfans ein besonderes Erlebnis. Das Gelände ist riesig, mit vielen kleinen Becken bis zu 42 Grad, Saunen, Spazierwegen, Teichen, Chillplätzen, sogar einem Becken auf dem Gipfel des Hügels. Da haben wir dann glatt ein bisschen die Zeit vergessen und den ganzen Tag dort verbracht.  
und auch die Gegend ist hier einfach wunderschön.


Cruisen auf der Great Ocean Road

17.12.24

Caro

Von Geelong bis Adelaide sollte es auf der Great Ocean Road langgehen. Wir haben uns dafür auch viel Zeit gelassen. Zuerst gings auf kurvigen kleinen Straßen durch Eukalyptuswälder und an der Küste entlang. Highlights waren ein Leuchtturm ( einer von vielen, die es dort gibt), die Wallabies an der Straße, die schattigen Straßen und unsere Unterkunft in einem Camp im Naturschutzgebiet, wo es rund rum so viele Koalas und Vögel gab. 

Am nächsten Tag gings an der sogenannten Limestone Coast entlang, mit den typischen Cliffs und Felsen wie den 12 Aposteln. Das ist alles so überwältigend riesig, wenn man nah dran steht. Eine Schau an der Küste waren auch die Buschfliegen. Noch eine Spur aggressiver als unsere Stubenfliegen und mit besonderer Vorliebe setzen sie sich ins Gesicht. Durch ein paar süße kleine Ferien-Küstendörfer sind wir auch gekommen, mit ihren schmucken Bungalows und Surfern überall.
Weiter gings durch ländliches Gebiet, nicht mehr so nah an der Küste. Da haben riesige Viehweiden und Weinanbaugebiete dominiert. In dem vulkanischen Gestein dort tun sich immer mal wieder Sinklöcher auf, zwei von diesen kuriosen Löchern haben wir uns angeschaut: das eine ist mit Wasser vollgelaufen und ist ein perfekter Pool, das andere wurde als schattiger Garten angelegt.

Schatten kann man wirklich brauchen: das Thermometer sagte zwar nur 28 Grad, aber die Sonne ist viel heißer als bei uns und die UV-Strahlung noch höher. Dazu ging ein starker Wind, das war wie die Heißluftwatsche in der Sauna. 

Wir haben neben der Strecke schon viele Wallabies grasen gesehen. Leider liegen auf der ganzen Strecke auch beunruhigend viele Kangaroos und Wallabies und auch NEEEIIINN Koalas tot auf der Straße. Wir drücken alle Daumen, dass uns nichts ins Auto hüpft. 

 

Ballade pour Adelaide

19.12.24

Julian:


Heute ist unser dritter und zugleich letzter Tag in Adelaide. Und ich muss sagen, dass mir die Stadt um Längen besser gefällt als Melbourne, aus den verschiedensten Gründen. 

Zum einen sind die Menschen hier viel entspannter, man sieht nicht so viele junge Leute, die ihr Gesicht in ihr Handy vergraben. Viel mehr lächelnde Gesichter und nette Worte. Und ich bilde mir sogar ein, dass die Strassen hier breiter und "entspannter" sind! 

An unserem ersten Tag haben wir uns einfach mal in der Stadt verloren. Kein Navi, kein Reiseführer, kein Plan - einfach in den nächsten Bus gehüpft und dort wieder raus wo es uns gefällt. Unser erster Stop war in einer kleinen süßen Shoppingmeile, die ein wenig an Santa's Werkstatt erinnert hat. Es gab sogar einen großen Aufblasweihnachtsmann im ersten Stock. 

Den Rest des Tages sind wir im äußeren Gürtel der Innenstadt umher gewandert und haben anderer Leute Zuhause bewundert. Es gibt hier lauter wunderschön hergerichtete und designte Häuser - die alle keinen zweiten Stock haben! Wir fragten einen Anwohner, ob es dafür einen guten Grund gibt. Er meinte: "Ich finde das auch komisch, aber so ist es nunmal, so macht man das hier." Tja, andere Länder... 
Sehr schön sind in Adelaide auch die vielen Parks, besonders der Ringpark, der die Innenstadt von allen vier Seiten umrahmt. Flußläufe mit Entenfamilien, große Rosengärten zum Lustwandeln und viele Parkbänke unter großen Laubbäumen laden zum süßen Nichtstun ein. Hier ist mir auch aufgefallen, welche ausgefallenen Laute die Vögel hier machen! Je nach Art und Größe klingen sie entweder wie grunzende Schweine, schreiende Kinder, Speichenräder im Leerlauf oder - und das ist kein Scherz - R2D2 aus Star Wars! 
Unser zweiter Tag war von Action geprägt: wir haben eine Stunde im "Flite Board" fahren genommen. Das ist im Grunde wie ein kleines Surfbrett mit Propellerantrieb, das mit einem Handschalter, ähnlich wie bei einer Carrera-Autorennbahn, beschleunigt wird. Und wenn man die Balance gut findet, hebt sich das Brett aus dem Wasser und man kann etwa einen halben Meter über dem Meeresspiegel dahingleiten wie Aladdin auf dem fliegenden Teppich! Einige Male hat es ganz gut geklappt, bei Caro noch besser als bei mir. Es kam aber immer wieder der Punkt, wo das Brett unter uns weggekippt ist und wir bei voller Fahrt im Wasser landeten. Es hat aber auch so einen Riesen Spaß gemacht! 
Nächster Halt Gorge National Park. Das Highlight hier: man darf mal einen Koala auf den Arm nehmen! Caro war selig! Aber auch die anderen australischen Tiere haben mich echt fasziniert, Strauß, Känguru, und ein putziges Nasenbärigeltier, von dem ich leider schon wieder den Namen vergessen habe! 
An unserem heutigen letzten Tag waren wir im Central Market, einer großen Markthalle in der Innenstadt, wo frische Früchte und Delikatessen verkauft werden. Solche Märkte haben wir auf unseren Reisen mittlerweile einige gesehen, aber der hier war für mich etwas ganz Besonderes :

Die Gerüche, die von allen Läden und Ständen herüberwehten, waren unbeschreiblich. Man betritt die Halle und riecht frische, handgemachte Pasta. Ein paar Meter weiter der Duft von frischen Gewürzen, die ich nicht benennen kann, die aber Bilder von 1001 Nacht in mir wecken. Frische Früchte, süß-säuerlich. Eine Käsetheke mit tasmanischem Camembert. Frisch abgehangene Wurst und Fleischfeinschmeckereien. Allein daran zu denken lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen! Wenn wir noch eine Woche länger hier wären, hätte ich mich gut mit Leckereien eingedeckt. Ich glaube aber dass es nicht gerne gesehen werden würde, wenn ich im Flugzeug nach Alice Springs plötzlich meine Antipasti und weitriechenden Wurstspezialitäten auspacken würde! 

Außerdem sind wir aus einem Escape-Room entkommen und haben abends auf dem Straßenfest um die Ecke genossen.

Hier kommt der Buschfunk

22.12.24

Julian:

- Mittlerweile hat der wohl abenteuerlichste Teil unseres Australientrips begonnen. 

Gestern sind wir von Alice Springs mit dem Auto aufgebrochen, um auf eine Farm Nähe Yuendumu zu fahren, etwa vier Stunden entfernt. Die Fahrt an sich war schon ein Erlebnis: schnurgerade Strassen durch die Prärie, alle zwanzig Minuten ein anderes Auto oder riesiger Roadtrain, teilweise war die Fahrbahn nur einspurig geteert. Die letzten 40 Kilometer gings dann durch den Busch, staubige rote Sandstrassen und kniehohe Wasserlöcher. An letzteren kamen wir nur durch zentimetergenaues Rangieren zwischen Straßengraben und seichter Wasserstelle durch. Gott hab ich geschwitzt, ich dachte wir saufen jeden Moment ab! 

Dann aber die glückliche Ankunft auf der Farm, bzw. auf der "Station", wie man das hier nennt. Wir werden entgangen von Dianne, einer knapp 70 jährigen Bäuerin mit einer ausgeprägten Abneigung gegen Aborigines. Beim ersten Kafferatsch wurde uns von ihr, ihrem Sohn Terry nebst Frau und von Freundin Gloria in vielen vielen Geschichten erzählt, warum man hierzulande auf die "Originals" nicht gut zu sprechen ist. Das Thema ist tatsächlich das gleiche wie in Kanada und Amerika: Die Native People verlangen vom Staat Reparationszahlungen, nutzen aber das Geld nicht um ihre Situation zu verbessern, sondern führen Leben am Existenzminimum und driften dann in die Kriminalität ab. Und weil sie zu einer Minderheit zählen, werden sie anscheinend von der Justiz mit Samthandschuhen angefasst. Es ist ein gewisser Frust zu spüren hier wenn es um das Thema geht... 
Die Farm an sich ist wirklich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Viele kleinere und größere Bungalows sind auf dem Gelände verteilt, alle in fast marodem Zustand. Zu den süßen Hoftieren wie Kälber und Zwergponies gesellen sich auf dem Klo schon auch mal Spinnen und Frösche dazu.

Was uns aber bisher am meisten zu schaffen macht sind die mehrfachen Warnungen: "Wenn ihr eine Schlange seht, ruft um Hilfe oder bleibt ganz still stehen bis sie davon kriecht. Hebt keine Dinge vom Boden auf und macht immer viel Lärm wenn ihr euch draußen bewegt. Und geht niemals ohne Taschenlampe im Dunkeln! Was genau passiert wenn wir von einer Schlange gebissen werden hat uns noch niemand gesagt, aaaaaah! 

Aber ich muss schon sagen, es ist ein echt tolles Gefühl, morgens um halb sieben in Arbeitsklamotten über die Farm zu schlendern, die Hunde tollen einem um die Beine herum, ein kleines Babyzicklein kommt vorbei gehüpft... schon ein echt schönes Leben. Und wir haben schon eine Menge interessanter Sachen über das Leben hier erfahren. Zum Beispiel werden die Kinder auf der Farm über das Internet beschult (früher wurde das über das Radio gemacht!), eineinhalb Stunden am Tag, danach wird mit einer Gouvernante, die auf dem Hof wohnt, gearbeitet. Jedes Quartal fahren die Kinder dann für eine Woche in die Stadt und haben dort Präsenzunterricht. 
Und auch so gibt es viele große Unterschiede zu unserem Leben daheim. Wenn man grillen will, so wie wir heute Abend, dann kauft man sich nicht ein Steak beim Metzger, sondern man schneidet sich die Ripperl von der halben Kuh ab, die im Kühlhaus hängt:

Australisch für Anfänger 

26.12.24

Julian :


Jetzt sind wir schon ein paar Tage hier auf der Mt. Denison Station und haben schon einiges erlebt und gesehen. Zum Beispiel hat sich unser Wortschatz zwangsläufig erweitert, weil wir sonst überhaupt nicht verstehen würden wovon die hier reden. Hier ein paar Wörter die wir schon gelernt haben:

- Brecki: Frühstück 

- Cuppa: Eine Tasse Kaffee oder Tee

- Killer: eine halbe Kuh, fertig verarbeitet 

- Chucks: Hühner

- Smoker: Brotzeit am Vormittag 

- Ute: ein Quad/ Buggy


Von allen Dingen, von denen ich dachte dass sie hier eine Herausforderung sein würden, hätte ich nicht gedacht dass mir gerade unsere Klimaanlage am meisten Probleme bereiten würde. Draußen hat es tagsüber immer um die 40 Grad, in der Nacht ist es nur geringfügig kälter. Ohne Klimaanlage ist also an Schlafen nicht zu denken. Da aber selbst die niedrigste Einstellung für einen ziemlich eiskalten Zug im Zimmer sorgt, erfriere ich beinahe und meine Nase ist dicht wie bei einer Erkältung. Nach ein paar Nächten Versuch und Irrtum habe ich nun die passende Lösung gefunden : Ich schlafe in Skiunterwäsche - bei einer Außentemperatur von grob 30 Grad 😅

Die Wurzel allen Frierens
Die Wurzel allen Frierens
Eine andere Sache, die wir hier in den Griff bekommen mussten, war das schon sehr fluide Zeitgefühl, das auf der Farm herrscht. Zum Einen sind die Zeitangaben, wann wir wo zur Arbeit erscheinen sollen, spärlich gesät. Und wenn es dann eine Aussage gibt wie "zwischen 10 und elf treffen wir uns, es kommt euch dann jemand holen", dann ist es für den braven und pünktlichen Deutschen schon schwer brav bis um 1 Uhr in der Hütte zu warten, dann die Geduld zu verlieren und trotzdem zu kommen, um im Haupthaus weitere zwei Stunden zu warten bis es losgeht. Wir müssen einfach lernen uns zu entspannen, das ist alles...


Ein kulinarisches Abenteuer gibt es zu berichten : Ich habe ein "Vegemite Sandwich" probiert, das wird im dem Song "Down Under" von Men at Work thematisiert. Ich dachte, das wäre ein Sandwich mit Gemüse drauf oder sowas. Es stellte sich heraus, dass Vegemite eine dunkelbraune, aüßerst salzige Malzcreme ist, die man als Unterlage auf das Brot schmiert und normalerweise zusammen mit Käse isst. 

Nicht mein Fall, ich denke ich bleibe lieber bei Butter! 


Christmas in Australia On a Scorching Summer day
26.12.24

Caro

 Weihnachten in Australien bei 41 Grad war wahrlich anders als gewohnt. Die Martins-Sippe hier auf der Station hat uns in ihren Familienkreis mit aufgenommen und wir haben das gesamte Programm miterlebt.
Am 23.12 haben wir mit Dianne ihr Esszimmer geputzt und poliert und festlich geschmückt. Julian durfte mit den 4 Kindern (von 3 bis 10) ihr Weihnachtslied "Jingle Bells" üben, von dem es eine herrliche Aussie-Version gibt. 

Der 24. ist hier noch kein Feiertag. Wir haben den ganzen Tag noch fleißig gearbeitet und sind nachmittags in den Pool gehüpft. Abends gabs ein kleines Zusammensitzen mit den Brüdern und ihren Familien und Kindern und Grandma Dianne. Hightlight waren die Christmas Crackers, die mit einem Knall zerreißen und der Gewinner bekommt die Krone, die drin ist und darf den schlechten Witz vorlesen. 
Dann kam endlich der 25., der Feiertag an dem es die Geschenke gibt! 

Den ganzen Vortag und vormittags wurde schon gekocht und riesige Teile Fleisch zubereitet für das große Familien-Weihnachtsmittagessen. 
Vorher wurden aber noch Geschenke verteilt, die Großfamilie saß um die Weihnachtspalme versammelt, mit reichlich Pina Coladas und die Kleinsten durften der Reihe nach die Geschenke verteilen, die dann feierlich vor aller Augen ausgepackt wurden. Es war irgendwie erfrischend, dass die Geschenke nicht übergebordet sind. Die Kinder bekamen einen Ballon zum Wasserballon schießen, die Erwachsenen nützliches wie Puzzle oder besonderes Bier oder eine Art Thermomix - Sachen, die man im Farmleben hier brauchen kann. Wir wurden auch beschenkt mit Aborigine-Kunst, (traditionelle Klangstäbe und handbemaltes Besteck) das war überraschend und sehr nett! Da wir hergeflogen sind, konnten wir leider kein großes Geschenk mitbringen, aber wir hatten Germanstyle- Plätzchen dabei und Julian hat für alle Kängurus gefaltet. Die Geste zählt! (und die Kängurus sind Teil der Krippe geworden). 

Dann fielen alle über das Mittagessen her, das um halb 4 schließlich fertig war, kräftig Alkohol beinhaltet hat und bis in die Abendstunden dauerte. Es war wirklich jede erdenkliche Fleischsorte vorhanden (Rind, Schwein, Lamm, Truthhahn und Schinken) und Beilagen von Gemüse bis Yorkshire Pudding. Die Reste wurden alle in tausende Tupperdosen gepackt, davon essen wir noch die nächsten Wochen. Nach dem Dessert fielen alle ins Fresskoma. Wir haben uns noch freiwillig gemeldet die Kälber zu füttern, sind zur Abkühlung in den Pool und vorbei war der Weihnachtstag.

Der 2. Weihnachtsfeiertag oder auch Boxing Day hier fing wieder an mit den Kälbern und Hühnern. Nachmittags haben sich alle zum Spielen getroffen. Es wurden die neuen Spiele ausprobiert und natürlich mit den Wasserballons eine fette Wasserschlacht ausgetragen. 
Am Heilig Abend war ich ein bisschen sentimental, besonders weil unsere Familien Bilder vom Schnee zu Hause geschickt haben und weil hier so gar nichts geplant schien. Aber sobald sie uns zu ihrer Feierabendrunde und ihren Feiertagstraditionen dazugeholt haben, waren wir voll involviert und haben es rundrum genossen. Das war ein wirklich herzliches, chaotisches und heißes Weihnachten!

Der Hagebaumarkt in der Pampa

30.12.24


Julian:


Hier auf der Farm gibt es die verschiedensten Dinge zu tun und zu reparieren. Das Füttern der Tiere ist unsere tägliche Aufgabe, und darüber hinaus helfen wir Dianne bei ein paar Projekten im Garten. 

Das heutige Projekt war, einen Maschendrahtzaun entlang der Gartenmauer zu verlegen, damit die Hühner nicht reinkommen. Der gemeine Deutsche würde sich  jetzt in Ermangelung eines Maschendrahtzauns ins Auto setzen und bei Obi und Co. einen kaufen. Aber wir haben heute gelernt, dass die Farm seinen ganz persönlichen Baumarkt hat!

Wir fahren mit dem Ute ein paar hundert Meter von der Farm weg. Dort liegt ein etwa fußballfeldgroßes Areal, in dem alles gelagert wird, was man vielleicht irgendwann nochmal brauchen kann - alte Ölfässer, Metallstangen, Traktorreifen, Gestänge in allen Längen und Formen... Immer irgendwo am Wegesrand in einem großen Haufen zusammengelegt.

Wir fahren langsam zweimal durchs und ums Karrée, bis wir einen Haufen halb eingewachsener Rollen Drahtzaun finden. Schnell aufs Gefährt gehievt und ab nach Hause!


Zum Abschluss dieses Eintrags möchte ich noch von einem meiner neuen Lieblingstiere erzählen. Sie werden hier entweder "Bycycle-Lizzards" oder "Jesus-Lizzards" genannt. Eigentlich nur kleine Eidechsen, aber mit ziemlich langen Hinterbeinen. Und auf die stellen sie sich auch, wenn sie schnell die Flucht ergreifen müssen, und holen dabei so weit aus, dass es aussieht, als würden sie Rad fahren. Daher auch der Name. Den Namen Jesus-Lizzards haben die kleinen Viecher daher, weil sie wohl tatsächlich über Wasser laufen können! 


Australische Tierwelt komplettiert 
2.1.24

Caro

Zu Beginn unseres Outback-Aufenthaltes hier war es noch einigermaßen ungemütlich sich die Hütte mit hunderten Spinnen und das Klo mit einigen Fröschen zu teilen. Aber man gewöhnt sich ja an alles und mittlerweile freuen wir uns über unsere spinnigen Mitbewohner, die die Fliegen, Mücken und Ameisen fressen und ich vermisse es schon fast, wenn mir kein Frosch im Badezimmer Gesellschaft leistet.

Bei der Gartenarbeit haben wir auch schon Spinnen in beachtlichen Größen gesehen, Gott sei Dank stellt sich da nie die Frage ob sie giftig sind, weil sie ziemlich schnell davon krabbeln. 

Vor Schlangen, die bei dem heißen Wetter wohl häufig vorkommen, wurden wir ja schon gewarnt. Gesehen haben wir zum Glück noch keine, vielleicht weil wir wie uns aufgesetztet immer wie die Elefanten rumtrampeln. 

Heute haben wir den Vorgarten gewässert und als ich nach meiner Gießkannenrunde wieder zum Wasserhahn komme, sehe ich da, 3m entfernt, wie eine ungefähr eineinhalb Meter lange Schlange von dem tropfenden Wasser trinkt. Ich krächze erstmal ganz überrascht "Da ist eine Schlange!". Dann erinnere ich mich, was uns beigebracht wurde und rufe "Snake". Und tatsächlich, schon kommt Dianne gerannt, schnappt sich 2 Spaten, die hier an jeder Ecke bereit stehen und ruft schon von weitem ich soll die Schlange nicht aus den Augen lassen. Zum Glück ist die Schlange mit trinken beschäftigt und bewegt sich nicht weiter. Und da ist auch schon Dianne da und sticht mit einem Spaten direkt hinter das Kopfteil der Schlange. Die wehrt sich noch kräftig und schlängelt heftig. Diannes zwei kleine Hunde sind ihr natürlich gefolgt und ich habe große Mühe die beiden festzuhalten und sie abzuhalten sich auf die Schlange zu stürzen. Dianne sticht und schlägt noch kräftig zu und irgendwann zuckt die Schlange nur noch. Julian bekommt dann den Auftrag den sich noch windenden Körper in einen Schlangengrabeimer zu schmeißen. 
Laut Dianne war es höchstwahrscheinlich eine Schwarzkopfpython, die für Menschen nicht giftig ist. Nach Allen war es eine Mengden Brown Snake, die hier häufigste Art und sehr giftig. Man kann sehr gut den schwarzen Kopfteil sehen, der für beide typisch wäre. Ich bin mir nicht sicher wem ich lieber glauben soll. 
Damit hätten wir wirklich alles gesehen, was hier so kreucht und fleucht und ich hoffe, dabei bleibt es jetzt auch. 

PS: um kein schlechtes Bild zu verbreiten: die meisten Tiere hier sind total putzig!

Paddock-Plate-Lifestyle
3.2.25

Caro

Oder besser from Paddock (Weide) to Freezer (Kühltruhe) to Plate (Teller) Lifestyle. 
Allen und Terry, die beiden Söhne von Dianne und Vollzeitstationarbeiter, haben uns den kompletten Zyklus gezeigt und miterleben lassen, den das fleischige Essen hier so hinter sich bringt.

1. Dafür sorgen, dass die Tiere wachsen

Dazu muss vor allem das riesige Gebiet in Schuss gehalten werden. Dazu gehört: 280km Grenzzaun überprüfen, Quellen und Wasserstellen checken, schauen ob alle 7000 Tiere wohlauf sind und nicht im Schlamm stecken bleiben oder solche Sachen. Ihre Kälber bringen die Kühe hier völlig alleine auf die Welt. Tierarzt gibt es nicht. Die paar Kälber, die wir immer mit Milchpulver füttern, weil sie keine Kuhmama haben sind eigentlich auch nur ein Hobby und ein Zeichen für das große Herz von Dianne und Allan.
Allan hat uns im Allrad-Truck in Höchstgeschwindigkeit über Stock und Stein mit auf seine Runden mitgenommen. Die Kontrollfahrt im halben Gebiet hat jeweils einen halben Tag gedauert. Und das muss er jede Woche machen. Bei einer Wasserstelle ist ihm zum Beispiel aufgefallen, dass die Kühe den Wasserlevelmesser kaputt gemacht haben und deshalb kein Wasser nachfloss. Musste gleich repariert werden. 

2. Tiere aussuchen, die geschlachtet oder zum Schlachten verkauft werden 

Das sogenannte Mustern, die Hauptarbeit im Jahr. Dazu schläft die ganze Mannschaft sogar mitten im Gelände. Um die ganzen Tiere finden zu können wird auch mit einem Helikopter gearbeitet. 
Wir haben das ganze in klein erlebt, da die Familie wegen eines Trauerfalls einem befreundeten Aboriginestamm eine Kuh schenken wollte.
Der Teil der Herde, der sich in der Nähe des Hauses aufhielt, wurde mit einem Quad und zu Fuß in einen Pferch und von da durch einen schmalen Gitter-Gang getrieben. So konnten die einzelnen Tiere angeschaut werden. Die, die nicht in Frage kamen, durften auf der anderen Seite wieder auf die riesige Weide, die drei "Killer", also zum killen bereiten Tiere, kamen in ein Extragehege. 
War ein bisschen wie eine Stampede, als die Herde und vorndran die Leitbullen entkommen wollten. Keine Spur mehr von friedlicher grasfressender Kuh. Terry hat sich der anwalzenden Herde einfach entgegengestellt, Hände weit fuchtelnd und stampfend. Kurz vor knapp sind sie dann abgedreht. Wir sind vorsorglich schon ein bisschen abseits positioniert worden. Beim Gittergang musste Julian dann das Schiebetor bedienen, damit nicht zu viele hindurchstürmen konnten oder sie nicht mehr zurückkamen.  

3. Fleisch verarbeiten 

Auch das gehört natürlich dazu und Allan hat erzählt, sie wurden schon als Knirpse in das Metzgersein eingeweiht, Mädels wie Jungs. 
Und so hängen dann die Rinderhälften im Kühlraum und warten bis man Rippchen fürs "Barbi" (Grillen) runtersäbelt. Oder sie werden zu "Snitchel", Oberkeule, Gulasch und so weiter. An einem Tag hat Allan in der Küche eine kleine Metzgerei aufgemacht und wir halfen, die Sachen zu verpacken und zu vakuumieren. 

4. Fleisch essen

Das wird hier reichlich jeden Tag gemacht. Die Kinder snacken auch Salami oder Sausages und lassen beim Dinner gerne mal die Beilagen weg um nur das Fleisch zu essen. Aber es ist schon was anderes, wenn man weiß, wo das herkommt und welche Arbeit man selber dazu geleistet hat.  

Diesen Zyklus abarbeiten ist quasi die Hauptbeschäftigung hier auf der Station. Wie Allan so gut sagt: Das schöne ist, das jeder Tag gleich ist.



One man's trash is
another man's treasure

3.1.25


Julian :


Hier auf der Farm sammeln wir nicht nur Erfahrungen im Kühe verarbeiten, wir schnappen auch immer wieder hie und da ein paar Dinge auf, die typisch für das Leben auf einer Station speziell und der Northern Territory im Allgemeinen sind. 

Eines der Dinge die mir aufgefallen sind ist, dass man hier nicht so verschwenderisch sein kann wie in unserer deutschen Wegwerf-Gesellschaft. Zur nächsten Stadt sind es vier Stunden Fahrt, und auch so sind die Haltungskosten für eine Farm ziemlich hoch. Alleine die Steuern belaufen sich für eine Farm dieser Größe auf ca. 700.000 Dollar jährlich! 

Man sieht also zu, dass man spart wo man kann. Zum Beispiel kauft man keinen Dünger für seine Pflanzen, man fährt mit dem Buggy durch die Lande und schaufelt die - Gott sei Dank getrocknete - Scheisse von den tausenden Kühen auf, die so durch die Lande stromern. Und genau das haben wir gemacht:

Und wenn mal etwas weggeworfen wird, dann kommt hier verständlicherweise nicht die Müllabfuhr vorbei. Nein, es gibt mitten im Niemandsland eine große Müllhalde, wo die umliegenden Leute ihr Zeug selber abladen. Dianne hat hier aber nicht nur ihren Müll dagelassen, sondern ist gleich shoppen gegangen! Die Ausbeute: zwei alte Absperrzäune, jede Menge Ofenroste (damit wird der Hühnerstall ausgebaut) und ein schickes Holzbrett! 
Wir erfahren hier auch nach und nach mehr über die Nachkommen der Aborigines und über ihr Leben. Dianne scheint in ihren Reihen sehr hoch angesehen, sie hält den Ehrentitel "Nabananga" und wird in der Stadt von allen freudig begrüßt. Gleichzeitig nimmt sie kein Blatt vor den Mund und erzählt uns, wie gewalttätig sie sind, wie sie alles, was sie vom Staat an Reparationen bekommen, binnen Wochen wieder zerstören usw. Heute hat sie uns erzählt, dass Vegemite, die bekannte Malzcreme, bald in der Region verboten werden soll, weil sich die Black fellows daraus mit Orangensaft einen Alkoholersatz brauen. Aus diesem Grund sind hier eine Menge Artikel nicht verfügbar, wie zum Beispiel Desinfektionsmittel, Spraydeo oder Vanillearoma.


Unser heutiger Ausflug an unserem letzten Tag auf der Farm führte uns auf eine Kontrollfahrt auf die Südseite des Grundstücks. Zum einen mussten Wasserlöcher überprüft werden, da schwache Kühe sich oft im Schlamm verfangen und verenden. Zum anderen musste der Zaun auf Löcher überprüft werden, weil die Nachbarn - Black Fellows - von dieser Seite aus regelmäßig den Zaun aufschneiden um Vieh zu stehlen. Löcher im Zaun haben wir keine entdeckt, aber ein paar alte Stacheldrahtrollen, die sich die Familie Martin und die Black Fellow ein wenig wie beim Ping Pong hin und her aufs Grundstück schmeißen. So vertreibt man sich hier also die Zeit 😁

Auf dem folgenden Bild kann man sehen, wie Allan mitten im Nirgendwo eine Kamera repariert:

Ein Forschungsprojekt der Regierung, bei dem sie buchstäblich dem Gras beim wachsen zuschauen! Wer sich wohl den Job am anderen Ende der Kamera geangelt hat... 


ByeBye Bush

5.1.25
Caro

Schon sind unsere 2 Wochen auf der Station vorbei und wir fahren die rote staubige Sandstraße wieder zurück in die Zivilisation. 
Wir haben so einiges über das Leben auf dem australischen Land gelernt und über die Arbeit auf einer großen Rinderfarm- wir sind jetzt quasi richtige Rinderranger. 
Ausserdem haben wir mal wieder mit Staunen erlebt, wie schnell man sich doch anpasst und neue Comfort,-Hygiene,- und Umweltstandarts annimmt. Und mit wie wenig man perfekt auskommen kann. 
Wenn man sich wohlfühlt, verfliegen die Tage wie nichts.
Ach ja und ein bisschen neuen Wortschatz haben wir auch noch mitgenommen:
- kerosingras - das Gras im Outback, das schnell Feuer fängt und super brennt, deshalb wird es beim Lagerfeuer auch gern als Anzünder hergenommen

-whoofbush - ein kleiner Busch im Outback, der bei einem Buschfeuer mit einem lauten whoof quasi explodiert und verschwunden ist
- joeys - das sind Känguruhbabys

- bushraisins - Fliegen,  die versehentlich im Müsli, Kuchen, Fleischpflanzerl, etc. landen

- on the turp (von turpentine) - betrunken, alkoholabhängig 


Hello Aborigines 


6.1.25

Julian:

Den gestrigen und heutigen Tag haben wir in Yulara verbracht. Hier ganz in der Nähe steht der berühmte Uluru-Felsen, fälschlicherweise auch Ayers Rock genannt, neben ein paar anderen sehr spannenden Gesteinsformationen. 

Gestern waren wir zunächst in unserem Resort im Kino, da lief ein Dokumentarfilm über eine Aborigines-Familie und ihre Schwierigkeiten. Ich glaube der Film sollte Sympathien für das Schicksal der Natives hier wecken, aber Caro und ich waren uns in unserem Fazit einig. Aborigines Familien scheinen sich hier anscheinend darüber zu ärgern, dass weiße ihre Kinder erziehen und dadurch ihre Traditionen verloren gehen. Gleichzeitig gibt es a) keine Natives die bereit sind (als Lehrer) zu arbeiten, und b) nehmen sie auf der anderen Seite bereitwillig die Sozialhilfe des Staates an, damit sie ersteres nicht tun müssen. Seltsame Doppelmoral... 

Wir waren auch am Kata Tjuta, einem so genannten Konglomeratfelsen. Sehr imposant und schön anzusehen, aber die Fliegen waren unglaublich lästig! Die meisten kaufen sich hier eine Art Imkernetz, dass man sich über den Kopf hängt. Tja, soweit hatten wir nicht gedacht. Uns blieb nur, uns die ganze Zeit vorm Gesicht rumzuwedeln oder es ganz unter dem T-Shirt zu verstecken. Am Felsen angekommen haben Caro und ich sogar einen Wettbewerb daraus gemacht, wer es länger schafft sein Gesicht unbedeckt zu lassen. 

Heute sind wir dann früh aufgestanden um uns den Uluru bei Sonnenaufgang anzuschauen. Wie aber bereits damals in Sri Lanka und Japan meinen es die Berge wohl nicht gut mit uns, und auch dieses Mal war es sehr bewölkt. Witzigerweise hat es immer, wenn wir uns ins Auto gesetzt haben, kurz aufgerissen, aber bis Caro aus dem Auto gehüpft war um das Foto zu machen war es schon wieder düster. Ein für mich sehr unterhaltsames Schauspiel!

Acht Uhr morgens, wir machen eine geführte Wanderung um den Felsen und erfahren dabei sehr spannende Sachen. Mein persönliches Highlight: die vertikal am Felsen verlaufenden Linien sind nicht, wie von mir gedacht, Ablagerungen von Regenwasser. Vielmehr hat sich der Felsen vor Millionen Jahren per Sedimentablagerungen gebildet und sich dann nochmal über Millionen Jahre durch tektonsiche Verschiebungen hochkant gestellt. Die Linien waren also mal horizontal. Irgendwie krass. Und die rote Farbe des Uluru kommt vom Rost auf dem eisenhaltigen Sandstein. Verrückt.

Auch über die Mythologie hier haben wir eine Menge erfahren. Die Aborigines geben ihr Wissen seit etwa 50.000 Jahren über so genannte Stories mündlich weiter, so auch religiöse Geschichten über die Entstehung heiliger Stätten. Meine Lieblingsgeschichte:

Die heilige Woma-Phython schlängelte sich mit ihren Eiern, an einer Halskette aufgefädelt, gen Uluru, um dort ihre Kinder zu kriegen. Dort erfuhr sie, dass eine böse Schlange mit ihren Schergen gerade ihren Neffen mit Speeren tödlich verwundet hatte (daher die Löcher im Ulurufelsen). Daraufhin verfiel die Python in einen zornigen Kampftanz, der ihren Ärger in Gift verwandelte und alles Land um sie herum verbrannte. Dann nahm sie ihren Stock und schlug die böse Schlange erst einmal leicht, um ihre Trauer auszudrücken. Dann überlegte sie es sich und schlug sie nochmal härter und tötete sie. 

Ich habe Fragen... 

Nach einer ausgedehnten Mittags Ruhe (bei 45 Grad sollten man sich nicht draußen aufhalten) war abends noch eine Drohnenshow geplant, wo mit hunderten leuchtender Drohnen die Geschichte der Aborigines nacherzählt wird. Wegen des starken Windes konnte die aber leider nicht stattfinden und wir wurden mit einer Laser Show entschädigt. Die aber auch sehr schön gemacht war. Insgesamt war es ein Tag voller australischer Kultur! 


Das ikonische Sydney

13.1.24

Caro

Jetzt sind wir schon einige Tage in Sydney und haben noch nichts berichtet! Vielleicht liegt es daran, dass wir in letzter Zeit so draufgängerisch unterwegs waren und immer erst in den späten Nachstunden nach Hause fanden: Spätvorstellung im Kino, Escape-Room, Drink nach dem Kino, Indoorminigolf, Oper oder asiatisches Game-Arcade - wir wilden Hühner!  

Neben dem ganzen Vergnügen haben wir aber natürlich auch die Sehenswürdigkeiten bewundert. Für die Kultur waren wir im Australischen Museum, das war umsonst und ausserdem konnte man da eine Rallye mit Paddington dem Bär machen. (Also eigentlich für Kinder...) 

Der Botanische Garten war ein Highlight, toller Park am Meer mit Blick auf die Oper und die Brücke. Auch einfach rumschlendern hat uns viel Spaß gemacht, es gibt ganz viele Viertel mit kleinen Häuslein, bei denen man merkt, dass es mal Fischerdörfer waren. Sydney liegt ja an einer Meeresbucht mit ganz vielen Buchten und Hafen. Heute haben wir die Fähre, quasi den Wasserbus genommen und sind ein bisschen rumgeschippert - in jeder Bucht gibt es ein neues Bild und kaum ist man ein paar Meter weg von den Hochhäusern im Zentrum, fühlt es sich sehr entspannt und lässig an. Ich find es richtig toll hier, daran könnte man sich gewöhnen! 

Auch den Bondi-Beach und den Surfer Lifestyle haben wir uns nicht entgehen lassen und sind an die Küste. An einem Sonntag in den Ferien - mit uns saß  gefühlt die halbe Stadt mit in der Metro. Bondibeach ist wahrscheinlich schon sehr schön-recht viel sieht man wegen den vielen Menschen aber nicht. Es tummeln sich die Surfer, Menschen in knappen Sportklamotten, Sonnenanbeter und es ist ein großes Schaulaufen. Richtiges Urlaub pur Feeling. Toll auch die Salzwasserpools, die es an mehreren Stränden gibt, weil man nicht überall und immer ins Meer darf. Ein herrlicher Küstenweg verbindet die verschiedenen Strände miteinander, da kann man kilometerlang spazieren. Unser Ausflug hat sich allerdings in zeitlichen Grenzen gehalten, uns war es zu heiß und zu voll, wir sind mit dem Bus zurück in die Innenstadt und ins Schwimmbad. Wahre Deutsche;) 
Unser Highlight war natürlich die Oper! Wir hatten Karten für Cinderella von Massenet. Unseren Opernbesuch haben wir komplett zelebriert: Zuvor sind wir in den Secondhandstore und haben uns standesgemäß mit Blazer und schicken Schuhen eingekleidet. Vor der Aufführung sind wir noch ins Opernlokal, haben kleine Portiönchen gegessen und die Atmosphäre genossen. Das Opernrestaurant ist quasi unter der kleinsten Muschel des Gebäudes und man kann den Touris auf der Treppe zuschauen, das ist wie Reality-TV, richtig unterhaltsam. Die Aufführung war sehr hübsch gemacht und fürs Auge inszeniert.

Der Blick aus der vordersten Muschel auf das Meer und die Brücke ist traumhaft. Ansonsten ist das Opernhaus von außen auf jedenfall am eindrucksvollsten. Ich finde es besonders toll, dass es rund um das Opernhaus so trubelig ist und abends direkt neben der Oper volles Leben ist. 

Zum ersten mal auf unseren Reisen sind wir aus einem airbnb früher ausgezogen als wir gebucht haben- der Gastgeber war sehr nett und sein Haus winzig, alt und charmant, aber er hat noch weitere Zimmer vermietet wie in einer riesen WG, so dass ungefähr 8 Leute auf ein Bad mit Klo kamen. Da musste man morgens sehr glücklich sein um einen Slot zu erwischen. Und das Bett ist zusammengebrochen, als ich mich draufgesetzt habe ;( Da haben wir uns einfach was anderes gegönnt. 

Reiseramsch Australien 

13.1.25

Julian:

Unsere Zeit in Australien neigt sich dem Ende zu, morgen geht es für uns weiter zum nächsten Reiseziel. Traditionell gibt es daher an dieser Stelle wieder kleine Besonderheiten, die uns in unserer Zeit hier aufgefallen sind :

- Burger King heißt in Australien nicht Burger King, sondern "Hungry Jack's". Das hat wohl mit einem Lizenzstreit aus den 60er Jahren zu tun. Und passend zum Thema : Mc Donalds wird hier im Volksmund liebevoll "Maccas" genannt, ähnlich wie bei uns daheim. Deshalb hat sich Maccas auch die samoanische Internetseite "macc.as" gesichert. 

- wir haben ja bei unserer letzten Reise bereits mühevoll lernen müssen, dass die Sonne auf der Südhalbkugel nicht im Süden ihren höchsten Punkt erreicht, sondern im Norden. Als wir uns hier mal einen tollen Platz für den Sonnenuntergang sichern wollten und uns gewundert haben, warum da sonst keiner ist, haben wir gelernt: die Sonne wandert hier nicht nach rechts, sondern nach links... Außerdem biegt sich die Sichel des Mondes in die andere Richtung. Alles so verwirrend...

- hier in Australien ist es nicht üblich Trinkgeld zu geben. Teilweise wird der Versuch eines zu geben sogar von vornherein geblockt. Mal ne willkommene Abwechslung zu z. B. Amerika, wo man automatisch 20% draufgehauen bekommt 

- Falls ihr mal wieder Stadt-Land-Fluss spielt: durch Melbourne fließt der Yarra River 😉

- dass man bei Linksverkehr auch links in den Kreisverkehr einfährt, leuchtet ein. Dass man aber anscheinend vorher rechts blinkt, um dann links einzubiegen, fand ich dann doch etwas schräg. Ich kann nur vermuten, dass man damit andeutet, dass man bis zur dritten Ausfahrt durchfährt... 

- ganz Australien ist zur Weihnachtszeit im "Elf" Fieber, das ist ein Weihnachtsfilm mit Will Ferell. Überall gibt es Merchandise zu kaufen, der Film wird in allen Kinos gezeigt - und dabei hat der Film schon einige Jahre auf dem Buckel. Muss wohl sowas sein wie bei uns Dinner for One an Silvester 😊

- wenn hier eine Fußgängerampel auf Grün schaltet, dann macht die einen ziemlich witzigen Sound, ähnlich wie die Laser Kanonen bei Star Wars. Pew Pew Pew! 


Na dann, den nächsten Blogeintrag gibt es dann schon aus unserem neuen Ziel K__________a!